Vor 30 Jahren: Erster Herzschrittmacher in Saalfeld implantiert

  • Pressemitteilung

Vor 30 Jahren hat Dr. med. Frank-Petrick Taubert, Leitender Abteilungsarzt Kardiologie der Klinik für Innere Medizin III, den ersten Herzschrittmacher in Saalfeld implantiert. Der Kardiologe blickt zurück auf die Entwicklung in den vergangenen drei Jahrzehnten.

Herr Dr. Taubert, vom Herzschrittmacher hat wohl jeder schon einmal gehört. Was ist das denn genau?
Dr. Taubert:
Ein Herzschrittmacher ist ein kleines elektronisches Gerät, welches implantiert wird bei Patienten mit Störungen der Herzschlagfolge. Das ist nötig, wenn das Herz zu langsam schlägt oder aussetzt.

Wenn bei mir eine Implantation vorgesehen ist, worauf muss ich mich einstellen?
Die Implantation erfolgt stationär unter sterilen Bedingungen im Herzkatheterlabor. Nach der örtlichen Betäubung punktieren wir eine Vene unterhalb des Schlüsselbeines und legen einen dünnen Führungsdraht ein, der den Weg zum Herzen markiert. An der Stelle, wo später das Schrittmacheraggregat eingesetzt wird, erfolgt ein fünf bis sechs Zentimeter langer Hautschnitt unterhalb des Schlüsselbeines. Anschließend werden die Schrittmacherelektrode(n) eingeführt und unter Röntgenkontrolle im rechten Vorhof und/oder in der rechten Herzkammer – in Abhängigkeit von der medizinischen Indikation – positioniert. Danach messen wir, um sicherzustellen, dass die Stimulation effektiv und mit wenig Energie erfolgt und Eigensignale des Herzens mit ausreichender Signalstärke wahrgenommen werden. Am Brustmuskel präparieren wir eine Tasche für den eigentlichen Schrittmacher. Wir nähen die Haut in der Regel so, dass äußerlich gar keine Naht zu sehen ist. Gegebenenfalls wird die Haut in Einzelfällen mit Pflasterstreifen adaptiert. Somit bekommt man ein kosmetisch besseres Ergebnis.

Und dann muss ich erst einmal im Bett liegenbleiben?
In der Regel kann der Patient sofort nach der OP wieder essen und trinken und nach zwei Stunden wieder aufstehen. Die Entlassung erfolgt im Regelfall am ersten postoperativen Tag. Eine Entfernung der Hautnaht ist nicht erforderlich, da nur unter der Haut mit selbst auflösendem Material genäht wurde.

Wie lange dauert der Eingriff normalerweise?
Die Implantation dauert in der Regel zwischen 10 und 25 Minuten, in Ausnahmefällen hat es auch schon einmal bis zu 150 Minuten gedauert.

Anschließend muss ich mich regelmäßig beim Kardiologen vorstellen?
Die erste Kontrolle erfolgt am OP-Tag oder am Tag danach. Hier wird der Schrittmacher individuell eingestellt. Die nächsten Kontrollen erfolgen etwa vier Wochen und dann ein Vierteljahr nach der Implantation. Anschließend werden die Schrittmacher in Abständen von sechs bis zwölf Monaten kontrolliert. Neu ist die Möglichkeit der telemedizinischen ambulanten Nachsorge für bestimmte Patientengruppen. Diese Patienten müssen dann nicht alle drei bis sechs Monate zur Nachsorge kommen, sondern im Regelfall einmal im Jahr, was für schwerkranke Patienten eine erhebliche Erleichterung darstellt.

Wie viele Schrittmacher haben Sie in den zurückliegenden drei Jahrzehnten implantiert, führen Sie eine Statistik?
Ich habe bei 2.000 Implantationen vor vielen Jahren aufgehört zu zählen. In Saalfeld sind es seit 1992  mindestens 7.000 Operationen  für Neuimplantationen und Schrittmacherwechsel gewesen. Gegenwärtig operieren wir in der Klinik rund 270 Patienten im Jahr, wobei sich das Spektrum mit den Jahren vom reinen Herzschrittmacher deutlich erweitert hat, ebenso die Zahl der Operateure.

Die Patientinnen und Patienten werden auf der Station der Klinik für Innere Medizin III in Saalfeld versorgt, zu der auch der Herzkatheterplatz gehört. Chefarzt ist Dr. med. Henning Kühn, ihm zur Seite stehen in der Kardiologie als Leitender Abteilungsarzt Dr. med. Frank-Petrick Taubert und als Oberärzte Ekaterina Ivanitskaia-Kühn und Sebastian Köhler.

Die ambulante Nachsorge leisten in Saalfeld zum Beispiel die kardiologischen Praxen Dr. med. Taubert und Dr. med. Seiffert auf dem Gelände der Thüringen-Kliniken.