PIPAC
Jährlich erkranken etwa 20.000 Menschen in Deutschland an einer besonders ungünstigen Form des Krebses, der Peritonealkarzinose. Diese ist Ausdruck einer fortgeschrittenen Tumorerkrankung und geht mit einer deutlich verkürzten Lebenserwartung der Betroffenen einher.
Bei einer primären Erkrankung, dem seltenen primären Peritonealkarzinom, entsteht und breitet sich der Krebs entlang des Bauchfells aus. Am häufigsten ist aber ein sekundärer Befall des Peritoneums, so zum Beispiel als Folge eines Magen- oder Ovarialkarzinoms oder bei Pankreas- und Kolonkarzinomen. Bei Tumorbefall des Bauchfells ist eine operative Behandlung selten sinnvoll und auch nur eingeschränkt möglich. Auch eine systemische (orale/ intravenöse) Chemotherapie hat nur eine begrenzte Wirksamkeit.
Pressurized IntraPeritoneal Aerosol Chemotherapy (PIPAC) ist ein neues, von Professor Dr. Marc Reymond (Tübingen), entwickeltes Verfahren zur Behandlung der Peritonealkarzinose. Deutschlandweit gibt es im Augenblick nur etwa wenige Kliniken, die ihren Patientinnen und Patienten die Pressurized IntraPeritoneal Aerosol Chemotherapy anbieten. Seit 2017 ist das auch in der Saalfelder Thüringen-Klinik möglich.
Patientinnen und Patienten mit der Diagnose Peritonealkarzinose kann jetzt, nach einer speziellen Fallbesprechung im interdisziplinären Tumorkonsil, eine PIPAC-Behandlung als Therapiemöglichkeit angeboten werden. Im PIPAC-Verfahren wird dem Patienten, im Rahmen einer Laparoskopie in Vollnarkose, durch starken Druck, deswegen auch „Druckchemotherapie“ genannt, ein gasförmiges Chemotherapeutikum in die Bauchhöhle appliziert. Die Applikationszeit beträgt 30 Minuten, am Ende der Operation wird das toxische Aerosol abgesaugt und sicher entsorgt.
Durch die physikalischen Vorteile von Druck und Gas ist eine bessere und wirksamere Verteilung des Mittels lokal zur Eindämmung des Tumorwachstums gewährleistet. Darüber hinaus wird eine erheblich geringere Dosis des Chemotherapeutikums benötigt.
Die Behandlung erfolgt in Vollnarkose und wird initial mit drei Behandlungen alle sechs Wochen und nachfolgend nochmals nach drei Monaten durchgeführt.
PIPAC wird momentan noch im „off label use“ eingesetzt und ist ein rein palliatives Verfahren, welches keine Heilung, aber eine Verlängerung der Lebenserwartung und Steigerung der Lebensqualität bewirken kann.
Das betreuende Ärzteteam der Saalfelder Klinik besteht aus Chefarzt Dr. Herry Helfritzsch, Oberärztin Dörte Baumann-Keilhau und Oberarzt Philipp Potratz, die in einer Fortbildung und Hospitation mit Professor Dr. Reymond sowohl in Turin als auch in Tübingen die Grundlagen und Prinzipien zur PIPAC erlernten.

Dr. med. Herry Helfritzsch
Chefarzt; Facharzt für Allgemeinchirurgie, Thoraxchirurgie, Visceralchirurgie und Proktologie; Leitender Chefarzt
Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie
Details