Drastische Zunahme an Atemwegserkrankungen im Kindesalter
- Pressemitteilung
Die Infektsaison hat noch nicht begonnen - und die Krankenhausbetten sind schon Mangelware. So ist das Bild in vielen pädiatrischen Kliniken, auch in Saalfeld. Dr. med. Robert Kästner, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Thüringen-Kliniken, berichtet über die drastische Zunahme atemwegserkrankter junger Patienten.
Herr Chefarzt Dr. Kästner, wie ist die aktuelle Situation in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Saalfeld?
Chefarzt Dr. Kästner: Wir erleben aktuell einen dramatischen Anstieg von Atemwegserkrankungen im Kindesalter, insbesondere RSV-Infektionen und Lungenentzündungen bestimmen das Bild. RSV-Infektionen sind mit einer Bronchitis zu vergleichen, wobei die Abkürzung RSV das Virus bezeichnet, das Respiratory Syncytial Virus. Nach einem „Totalausfall“ im vergangenen Jahr ohne eine einzige RSV-Infektion und keine Krankenhausaufnahme von bis zu 18-Jährigen durch saisonale Grippeviren (Influenza), rechnen wir mit einer überproportionalen Aktivität von Atemwegsinfektionen im kommenden Herbst und Winter.
Sie sprechen von einem dramatischen Anstieg. Was heißt da sind Zahlen ausgedrückt?
Wir haben seit Anfang August 2021 insgesamt 41 Kinder stationär behandelt, mehrere davon intensivmedizinisch einschließlich einer Beatmungstherapie. Im vergleichbaren Zeitraum 2020 dagegen waren es gerade einmal vier Patienten.
Kinder- und Jugendärzte sehen bundesweit die Entwicklung kritisch. Wie ist Ihre Einschätzung?
Die Coronapandemie mit weitreichenden Kontakteinschränkungen im vergangenen Winter wirkte sich in Bezug auf die Übertragung von Atemwegserregern im Kindesalter vorteilhaft aus, so dass fast keine stationären Behandlungen notwendig waren. Mild verlaufende Coronainfektionen, eine vermutlich aktuell hohe Inzidenz mit symptomfreien Verläufen und fehlende Abwehrmechanismen der Kleinkinder im letzten Jahr sind mögliche Ursachen, weshalb gerade die Altersgruppe bis zu vier Jahren derzeit nicht nur gehäuft, sondern auch deutlich schwerer an Atemwegserkrankungen leidet als in vergangenen Jahren.
Welche Empfehlungen geben Sie Eltern?
Bitte schützen Sie sich und Ihre Kinder vor Folgen schwerer Atemwegsinfektionen. Achten Sie auf Abstand, regelmäßiges Händewaschen und vermeiden Sie unnötigen Kontakt innerhalb größerer Menschenmengen. Lassen Sie sich impfen, sowohl gegen Corona als auch gegen die Influenza-Grippe.
Für Kinder und Jugendliche ist eine Impfung gegen Influenza ab dem sechsten Lebensmonat zugelassen und wird bei Vorliegen einer erhöhten gesundheitlichen Gefährdung, zum Beispiel bei Asthma, bei Herz-Kreislauferkrankungen, bei chronischen Erkrankungen und Störungen des Immunsystems, von der Ständigen Impfkommission STIKO empfohlen.